Die Herausforderungen von IFRS17 meistern
Versicherungsunternehmen stehen vor der Herausforderung, die neuen Anforderungen von IFRS 17 bis 2022 rechtzeitig umzusetzen. Die meisten von ihnen kämpfen und konnten bisher keinen durchschlagenden Erfolg vermelden. IFRS 4 und IFRS 17 müssen zur Vorbereitung oft parallel laufen. Was sind die größten Hindernisse? Der Datenmanagement-Anbieter Systemorph präsentiert Lösungen.
1. Datenaufbereitung und -eingabe
Die Herausforderungen im Zusammenhang mit IFRS 17 beziehen sich nicht so sehr auf buchhalterische oder versicherungsmathematische Fragen, sondern vielmehr auf Daten. Der neue IFRS-Standard erfordert mehr Granularität und eine strenge Kontrolle des Datenmanagements. Viele Versicherungsunternehmen sind mit ganz unterschiedlichen Datensituationen konfrontiert, da IT-Systeme oft in Silos entwickelt wurden. Der Datenaustausch ist daher meist eine mühsame manuell zu erledigende Aufgabe. Granularität und Datensprache müssen i.d.R. erst aufeinander erst abgestimmt werden, ehe die erforderlichen Berichte erstellt werden können. Um dies zu optimieren, sind eine professionelle Datenintegration und solide Geschäftsprozesse erforderlich.

Datenerfassung
Lassen Sie uns zunächst auf die Frage der Granularität eingehen. Die Hauptdatengranularität ist mit der Unternehmenshierarchie gekoppelt, wie z.B. mit Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern und Geschäftsbereichen. Dabei wird festgelegt, auf welcher Ebene Daten bereitgestellt werden. Dies hängt jedoch auch davon ab, wie die Ist-Daten in der Vergangenheit gespeichert wurden – auf der aggregierten oder auf der Vertragsebene. Auch die aktuellen Datenverwaltungsrichtlinien und die ihr zugrundeliegenden Systeme spielen eine Rolle. Vergangene Daten können nicht geändert werden und nicht mit den Ist-Daten übereinstimmbar gemacht werden. Sie können jedoch die Granularität der erwarteten Cashflows beeinflussen. Erheblicher Aufwand ist eventuell notwendig. Dieser kann sich für zukünftige Geschäftsjahre jedoch lohnen und entscheidend sein. Sie profitieren zudem von mehr Flexibilität bei der richtigen Einstellung der entsprechenden Aggregationsebene. Unterschiedliche Aggregationsebenen für tatsächliche und erwartete Cashflows sind eine häufige Hürde (siehe Beispiel). Daher müssen Sie Ihre Daten auf die gleiche Ebene bringen. Wenn Sie auf detaillierterer Ebene bilanzieren wollen, müssen Sie einen Verteilungsschlüssel im Ist anwenden, um den Betrag sinnvoll auf jede Police zu verteilen (Option 1). Das ist ziemlich komplex und nicht immer einfach zu erfüllen. Option 2, bei der die erwarteten Cashflows auf das gleiche Niveau wie die tatsächlichen Cashflows gebracht werden, ist einfacher zu handhaben. Die Gruppierung folgt dort der hierarchischen Struktur.
Datenanalyse und Datenqualität
Es ist illusorisch, dass Ihre erfassten Daten zu 100% korrekt sind und keine Analysen und Qualitätskontrollen mehr erforderlich wären. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre Daten validieren, bevor Sie mit der Berechnung beginnen. Es erspart die Fehlersuche und Fehlerbehebung in letzter Minute. Denn das kann nervenaufreibend und kostenintensiv sein. Bei der Lösung von Systemorph wird die Datenbereinigung außerhalb des Systems durchgeführt. Dieser Ansatz stellt sicher, dass keine falschen Daten hochgeladen werden. Ihr System enthält somit nur korrekte Daten und es wird verhindert, dass Sie versehentlich falsche Daten für Ihre Kalkulation verwenden. Um einen solchen klaren Zustand zu erreichen, sind Soft- und Hard-Validierungsregeln unerlässlich. Harte Regeln filtern fatale Fehler aus. Daher müssen diese manuell überprüft und erneut erfasst werden. Soft-Data-Validierungsregeln bewirken z.B. eine Transformation in korrekte Dateneingaben. Dieser Ansatz gewährleistet eine hohe Datenqualität.
Speicherung und Versionierung
Der neue IFRS 17 Standard wird auch strenge Anforderungen an Audit Trails, Datenablage und Versionierung stellen – dies stellt für die meisten der bestehenden Systeme eine zusätzliche Herausforderung dar. Nur wenige Technologien können mit solchen Anforderungen richtig umgehen. Die Technologie zur Umsetzung von IFRS 17 soll nicht nur Berechnungen durchführen und Berichte liefern, sondern auch sicherstellen, dass alle Datenzustände angemessen erfasst werden. Das ermöglicht dann eine einfache Rückverfolgung jeder Datenversion. Die Versionierung ist nicht nur aus Sicht der Compliance wichtig. Sie ermöglicht die Datenspeicherung in einer gut organisierten und strukturierten Umgebung. Nur so kann ein korrekter Vergleich zwischen verschiedenen Jahren effizient durchgeführt werden. Wir haben festgestellt, dass bei der Anwendung realer Daten (tatsächlicher und erwarteter Cashflows), eine vernünftige Datenaufbereitung und -eingabe für den Erfolg der IFRS 17-Einführung entscheidend ist.

Die Datenarbeit ist abgeschlossen und Sie sind nun bereit, mit der eigentlichen «Arbeit» von IFRS 17 zu beginnen? Sie implementieren Ihre Methodik und erhalten einen realistischen Eindruck über das Ausmaß der Auswirkungen von IFRS 17. Aber was ist, wenn Ihre Ergebnisse nicht Ihren Erwartungen entsprechen, basierend auf der Gruppierung ihrer Versicherungsverträge, für die Sie sich entschieden haben, oder wenn Sie nicht sicher sind, wie sie Ihre Versicherungsverträge für Ihr Unternehmen am besten gruppieren?
2. Gruppierung der Versicherungsverträge
Viele Versicherer versuchen die Gruppierung von Versicherungsverträgen (Unit of Account/UoA) mithilfe von Test-Datensätzen bzw. vereinfachten Datensätzen abzuleiten. Sie sind dann schockiert, wenn sie ihre IFRS 17-Ergebnisse zum ersten Mal auf der Grundlage realer Daten sehen. Um böse Überraschungen zu vermeiden, ist es besser, frühzeitig die richtigen Maßnahmen zur ergreifen. Die Ergebnisse von IFRS 17 müssen auf validen Daten aus realen Portfolios basieren. Obwohl die einzelnen IFRS 17-Formeln nicht sehr komplex erscheinen, zeigt unsere Erfahrung, dass viele der geforderten Berechnungen zu unerwarteten Ergebnissen führen, wenn alle Resultate aggregiert werden.
Wieso Sie Ihren Ansatz nicht mit Beispieldaten testen sollten
Der IFRS-Standard definiert die allgemeinen Richtlinien, aber die Versicherer haben nach wie vor ein hohes Maß an Entscheidungsfreiheit bei der Definition ihrer Gruppenfestlegung. Deshalb sollten Sie Ihre initiale Bewertungsmethode auf der Basis von realen Portfolios berechnen. Somit machen Sie sich ein realistisches Bild von den Auswirkungen von IFRS 17 und gehen sicher, mit Ihren Überlegungen auf dem richtigen Weg zu sein. Es ist einfach zu riskant, die Ergebnisse auf der Grundlage vereinfachter Daten oder individuellen Policen-Ergebnissen heraus zu extrapolieren und dann zu erwarten, dass die Endergebnisse Ihren Vorstellungen entsprechen. Um fundierte Schlussfolgerungen zu ziehen, müssen Sie valide Daten verwenden. Je früher Sie aussagekräftige Ergebnisse analysieren können, desto mehr Zeit haben Sie, um Gruppierungsparameter anzupassen, die Datengranularität zu verfeinern und folglich die Gruppenfestlegung neu zu gestalten. Alles in allem profitieren Sie enorm von frühzeitigen Berechnungen auf der Grundlage echter Daten und vermeiden unangenehme Überraschungen.
So finden Sie die ideale Gruppierung
Es ist schwierig, die ideale Gruppierung von Versicherungsverträgen zu finden. Hier gibt es keine Pauschallösung, die für jedes Unternehmen gleichermaßen geeignet wäre. Insbesondere müssen Sie berücksichtigen, dass Änderungen der Gruppenfestlegung nicht einfach durchführbar sind, wenn Sie diese erst Mal festgelegt haben. Daher ist es wichtig, vorab verschiedene Ansätze zu berücksichtigen, sie zu berechnen und schließlich die Gruppenfestlegung zu finden, die am besten passt. Um das zu erzielen, muss die IFRS 17-Lösung eine dynamische Berechnung von vertraglichen Servicemargen/Verlust-Komponenten (CSM/LC) und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ermöglichen – entsprechend der für die Gruppierung gewählten Eigenschaften. Dies ist nicht einfach, da in der Gruppierung potenziell Millionen von Policen enthalten sind. Darüber hinaus muss das IFRS 17-Tool Möglichkeit bieten, um die Ergebnisse systematisch über die verschiedenen Auswahlmöglichkeiten hinweg zu vergleichen. Erst dann kann eine vernünftige Entscheidung getroffen werden. Die Lösung von Systemorph bietet eine Vergleichsansicht und ein Formel-Debugger, um die Suche nach der idealen Gruppierung zu erleichtern. Das Tool verfolgt jeden definierten Schritt, so dass Sie Ihre Ergebnisse detailliert analysieren können (siehe Abb. 3). Sie können die Versicherungsverträge auch auf Knopfdruck in verschiedene Aggregationen aufteilen und erhalten sofortige Ergebnisse.

Wieso ist das «Zurechtschneiden» der Daten der Systemorph-Lösung so wichtig?
In einer unserer Proof of Concepts (PoCs) schlug der allererste Versuch fehl, bei der Anwendung dessen, was einer unserer Kunden für die optimale Gruppenfestlegung (UoA) hielt. Die IFRS-Ergebnisse lagen weit von den Erwartungen entfernt. Daher war es entscheidend, die Gruppierung zu überdenken und alternative Ansätze zu vergleichen. Glücklicherweise war unser Kunde in der privilegierten Position, erwartete Cashflows und Ist-Werte auf Policen-Ebene generieren zu können. Die Aufgabe bestand darin, die beste Gruppierung von Policen zu finden, die den IFRS-Regeln entsprechen, was die Zahl der verlustbringenden Gruppen verringern würde. Nach einigen Iterationen und unter Nutzung der Möglichkeiten der IFRS 17-Lösung von Systemorph fanden sie eine Gruppenfestlegung, die alle ihre Anforderungen erfüllte. Am Ende des PoC war unser Kunde mit den Ergebnissen sehr zufrieden und konnte die Entwicklung seiner IFRS 17-Methodik fortsetzen.

Sie könnten annehmen, dass Sie nach der Definition der Methodik gut vorbereitet sind für 2022. Aber haben Sie über den Geschäftsprozess und die Governance nachgedacht? Bei IFRS 17 geht es nicht nur darum, die richtige Methodik zu finden. Aus Compliance-Sicht muss auch nachverfolgbar sein, wer für die Berechnung verantwortlich ist und wer diese genehmigt hat. Letztendlich geht es um Rückverfolgbarkeit und Transparenz.
3. Geschäftsprozess und Versionierung
In den letzten beiden Abschnitten haben wir uns mit den Herausforderungen bei der Datenaufbereitung und der Gruppenfestlegung beschäftigt. Das sind die beiden Dinge, an die die Versicherer bei der Vorbereitung auf 2022 denken. IFRS 17 ist aber weit mehr als ein bilanzielles und buchhalterisches Thema: Er geht weit darüber hinaus und umfasst das gesamte Betriebsmodell der Versicherungswirtschaft. Es betrifft viele andere nicht-funktionale Anforderungen.
Auch wenn sich die meisten Versicherer mit buchhalterischen und versicherungsmathematischen Herausforderungen befassen sollten, werden sie am Ende noch wesentlich komplexere Probleme im Zusammenhang mit IFRS 17 bewältigen müssen: Probleme im Zusammenhang mit Geschäftsprozessen, die Versionierung von Daten und von verschiedenen Ergebnissen sowie die Erfüllung der gesetzlichen Audit-Trail-Anforderungen.
Workflow Ihres Geschäftsprozesses und ordnungsgemäße Dokumentation
Die richtige IFRS 17-Methodik zu finden, ist eine wichtige erste Aufgabe. Es ist aber auch wichtig, zu berücksichtigen, dass der Geschäftsprozess selbst für die kommenden Berichtsperioden zu einer Belastung werden kann. Insbesondere, wenn Sie den Zeit- und Arbeitsaufwand für die Veröffentlichung Ihrer Geschäfts- oder Quartalsberichte verkürzen wollen, müssen Sie einen gangbaren Weg zu finden, um mit den sehr strengen Anforderungen der neuen Norm umzugehen, wie z.B. mit der
- Datenverlaufskontrolle und Schnittstellen (wo und wie werden Daten erzeugt und übertragen?),
- Auditierbarkeit (wer macht was wann?),
- Datenqualität (Reife und Validierung),
- Ownership (Genehmigung, Überprüfung und Genehmigung),
- Transparenz (ordnungsgemäße Prozessdokumentation).
Unserer Meinung nach wird die Technologie eine wichtige Rolle bei der Bewältigung dieser Probleme spielen und die meisten Geschäftsprozesse in einem Versicherungsunternehmen neu definieren. So wird es beispielsweise keinen Austausch von Tabellenkalkulationen für Berichtszwecke per E-Mail mehr geben, da dies im Widerspruch zu vielen der Prinzipien steht. Die Lösung von Systemorph ermöglicht es Ihnen, alle diese Aktivitäten einfach zu bewältigen. Sie können jeden Schritt kommentieren, ohne dass eine lange Erklärung darüber erforderlich wäre, worauf sich Ihr Kommentar im System konkret bezieht. Sie können Fragen zu bestimmten Zahlen und Ergebnissen stellen und diese direkt im System beantworten. Wenn Sie zusätzliche Informationen oder Dateien haben, die zum Verständnis hilfreich sind, können Sie diese einfach anhängen. Dies gewährleistet nicht nur eine korrekte Auditierung. Es ermöglicht Ihnen auch, leicht nachzuvollziehen, was Sie getan haben und warum Sie bestimmte Aufgaben im letzten Jahr erledigt haben. Alle zugehörigen Kommentare, Fragen und Antworten sowie Dateien sind an der richtigen Stelle, damit Sie sie direkt abrufen können.

Handhabung der Versionierung gemäß den Compliance-Anforderungen
Eine weitere lästige Angelegenheit ist es, den Überblick über verschiedene Versionen Ihrer Ergebnisse zu behalten. Dies kann zu Chaos führen, wenn Sie Versionen für Testberechnungen und Gesamtergebnisse in mehreren Tabellenkalkulationen speichern. Es ist nicht einfach, Ihre Versionshistorie richtig zu verfolgen und die neueste Tabellenkalkulation auf dem neuesten Stand zu halten, während verschiedene Personen an verschiedenen verknüpften Aufgaben arbeiten. Daher ist es entscheidend, die richtige Technologie für IFRS 17 zu wählen. Sie sollte es nicht nur Buchhaltern und Aktuaren ermöglichen, ihre Methodik zu definieren. Zusätzlich sollte sie auch die gesamte relevante Infrastruktur, Flexibilität und Governance bieten, die mit den vollständig neu gestalteten Geschäftsprozessen kompatibel sein muss, um der Berichterstattung nach IFRS 17 zu entsprechen. Zur Reduzierung von Compliance-Fehlern und zur Vermeidung einer chaotischen Versionsverfolgung benötigen Sie also ein voll funktionsfähiges System, um historische Daten oder alternative Szenarien gleichzeitig untersuchen zu können. Die Lösung von Systemorph bietet die formalen Grundlagen, um einen Audit-Trail zu erstellen, der automatisch im Hintergrund läuft, ohne dass der Benutzer zusätzlichen Tracking-Aufwand hat.

Wir haben in den letzten Jahren an vielen Proof of Concepts (PoC) gearbeitet und oft gesehen, dass es anfangs vor allem um die Berechnung geht. Später verlagerte sich der Fokus dann auf nicht-funktionale Hürden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Geschäftsprozess und die Versionierung rund um IFRS 17 im Aufwand nicht zu unterschätzen sind. Eine passende Technologie rechtzeitig eingesetzt, kann sinnvoll helfen und entlasten.