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Date: 13/07/2018

Title: Open Banking – Strategien für Privatbanken

Teaser: Open Banking ist die wichtigste Antwort auf den starken Druck von Technologie, Wettbewerb, Regulierung und Kundenerwartungen. Das Ex-Custody-2.0-Modell liefert ein Beispiel für mögliche Antworten auf den Druck. 

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Open Banking – Strategien für Privatbanken

Open Banking ist die wichtigste Antwort auf den starken Druck von Technologie, Wettbewerb, Regulierung und Kundenerwartungen. Warum sollte die Open-Banking-Strategie einer Privatbank individualisiert sein? Welche Auswirkungen hat sie auf die IT-Architektur? Wie verbessert sie den Kundenservice? Das Ex-Custody-2.0-Modell liefert ein Beispiel für mögliche Antworten.

Autoren: Philipp Mächler | Dr. Simon Alioth


Regulierung, Wettbewerb durch digitale Giganten, sich ändernde Kundenerwartungen, der Aufstieg der offenen API-Technologie und die skalierbare Infrastruktur der nächsten Generation sind die Kräfte, die das Geschäftsmodell der Finanzindustrie entflechten. Open Banking, oder der Übergang von einem monolithischen zu einem verteilten Geschäftsmodell, ist eine Strategie für Banken, um diese Kräfte zu nutzen und Wert zu schaffen.

Vier Strategien für den Privatbankensektor

Wie im Synpulse-Artikel "The Open Banking Revolution" von Dr. Sebastian Heuser | Dr. Simon Alioth (www.synpulse.com, Publikationen, Artikel, 2017) diskutiert, wird Open Banking die Banken dazu bringen, einen Mix aus den folgenden vier Strategien zu verfolgen: Integrator, Produzent, Distributor und Plattformanbieter.

Während Banken traditionell die Rolle des Integrators spielen und ihre Produkte den Kunden über ihre eigenen Kunden­bezieh­ungs­kanäle und IT-Infrastrukturen anbieten, bietet Open Banking eine Vielzahl von zusätzlichen technischen Möglichkeiten und Rollen. Dazu gehören der Produzent, d. h. jemand, der Produkte über eine API als White-Label an andere Institutionen anbietet, der Distributor, der innovative Produkte von Drittanbietern auf seiner Plattform kombiniert, oder der Plattformanbieter, der Drittprodukte und Drittkunden zusammenbringt. Aufgrund der Vielfalt der Produkte, die Privatbanken anbieten, können sie eine Mischung dieser Rollen übernehmen.

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Open Banking


Profitables Geschäftsmodell für jede Strategie

Jede der vier Strategien basiert auf einem anderen Geschäftsmodell, um Rendite zu erzielen. Der Integrator benötigt keine neuen Einnahmequellen aus dem Open Banking. Stattdessen minimiert er externe Risiken, indem er ein Höchstmaß an Kontrolle und Eigenverantwortung über seine Anwendungen behält. Offene Banking-APIs von Drittanbietern werden nicht verwendet und nur das regulatorische Minimum der eigenen APIs wird offengelegt. Die reduzierte Abhängigkeit von Drittanbietern beschränkt die damit verbundenen Kosten auf ein Minimum. Darüber hinaus werben Integratoren als Bewahrer von Vermögen und sichere Finanzpartner, die trotz der Welle der Digitalisierung und zunehmender Komplexität die Sicherheitsbedürfnisse ihrer Kunden übertreffen können. Wenn sie ihre Kundeninvestitionen und Anlagegebühren halten können, indem sie sich auf diese Nische konzentrieren und gleichzeitig sicherstellen, dass ihre IT-Betriebskosten unter Kontrolle bleiben, werden sie weiterhin ein profitables Vermögensverwaltungsgeschäft betreiben.

Der Produzent versucht, die Reichweite seiner Produkte zu maximieren, indem er sie auch von Dritten vertreiben lässt. Der Umsatz mit diesen Produkten steigt aufgrund von Skaleneffekten und niedrigeren Akquisitionskosten für Neukunden. Ein Mittel dazu ist das White-Labeling der erfolgreichsten Produkte und deren Integration in die Plattformen anderer Banken. Ein weiterer skalierbarer Ansatz ist das Angebot von Produkt-APIs (vgl. "API economy"). Dies wird in einer Open-Banking-Welt aus zwei Gründen immer einfacher. Zum einen durch die breitere Verfügbarkeit von Konto- und Zahlungsdaten sowie standard­isierten APIs. Zum anderen durch das starke Wachstum der IT-Plattformen bei Banken, die eine einfache Integration von Drittanbieter-APIs ermöglichen. Wenn das Produkt über eine Drittanbieterplattform vertrieben wird, besteht das Risiko für die Bank darin, dass die Kundenidentifikation und die Marken­bekanntheit leiden. Darüber hinaus wird die GDPR auf dem europäischen Markt die Verwendung von Daten von Kunden einer anderen Bank in der Regel verhindern, wenn kein direkter Bezug zum angebotenen Produkt besteht. Allerdings erzielen viele Finanz­institute Gewinne, indem sie ihre Produkte anderen Banken anbieten. Beispiele sind Zahlungslösungen von BBVA, Kreditprodukte von Crédit Agricole, ETFs der weltweit größten Vermögens­verwalter Blackrock und Vanguard sowie die Deritrade-Plattform von Vontobel im Schweizer Privatkundenmarkt.

Der Distributor verfolgt eine andere Strategie als der Produzent. Finanzinstitute, die einen reinen Vertriebsansatz verfolgen, benötigen nicht unbedingt eine Banklizenz. Ihre Kernkompetenz ist es, eine benutzerfreundliche Plattform auf Basis einer modernen Architektur anzubieten, die es ihnen ermöglicht, die Produkte, FinTechs und Finanzinformationen von anderen Banken sehr schnell zu integrieren. Open Banking ermöglicht es Distributoren, auf Daten von anderen Finanzinstituten zuzugreifen, ohne deren Zustimmung oder vertragliche Vereinbarung, solange die Zustimmung von den Kunden der Finanzinstitute gesichert ist. Während die traditionellen Vertriebserträge auf vertraglich vereinbarten Retrozessionen basierten, werden die Erträge im Zeitalter des Open Banking in Form von Plattformgebühren von Produzenten und vor allem in der Monetarisierung von Kundendaten und dem Besitz der Kundenbeziehung erzielt. Die Kundenbindung wird durch das innovative Produktportfolio sowie den Komfort für den Nutzer, den eine solche Plattform bieten kann, stärker sein als die eines Produzenten. Das ideale Szenario für einen Distributor ist, wenn Kunden die Plattform für alle ihre finanziellen Bedürfnisse nutzen, unabhängig davon, ob sich das Produkt oder sogar das Konto im Besitz des Distributors befindet.

Der Plattformanbieter versucht, die Vorteile des eigenen Produktangebots und des Vertriebs innovativer Kunden­lösungen von FinTech-Anbietern oder anderen Banken auf einer maßgeschneiderten Plattform zu kombinieren. So kann er als Vermittler von Drittkunden mit Produkten von Drittanbietern auftreten. Es besteht das Risiko, dass Kunden auf anderen Plattformen nach günstigeren Produkten suchen, wenn der Anbieter aufgrund des Wettbewerbs mit seinen eigenen Produkten keine externen Produkte auf seiner Plattform integriert. Eine ausgereifte Plattform ist aber die einzige Option, die es der Bank ermöglicht, ihre Marke prominent zu bewerben und gleichzeitig von einer größeren Reichweite zu profitieren. Innovative Banklösungen sind ein weiterer Vorteil. Eine Privatbank als Plattformanbieter wird sich bemühen, die Hauptbank für ihre Kunden und andere Kunden zu werden. Der größte Teil des Vermögens wird über die Plattform investiert.

Umfang der PSD2- und Open-Banking-Produkte

Die innovativen Produkte, die aus dem Open Banking entstehen, lassen sich in zwei Bereiche unterteilen (Abb. 1). Der erste Produktbereich ergibt sich aus den API-Daten, die aus regulatorischen Anforderungen stammen, vor allem aus denen der britischen Wettbewerbs- und Marktbehörde (CMA) im Open Banking und der EU-weiten Zahlungsverkehrsrichtlinie 2 (PSD2). Diese Produkte sind abhängig von Zahlungs­kontoinformationen sowie Zahlungsausführungen über die vorgeschriebenen APIs. Der zweite Produktbereich ist Teil der Open-Banking-Bewegung und der API-Wirtschaft im Finanzsektor im Allgemeinen. Open Banking ist in diesem Sinne nicht nur eine PSD2- oder UK-CMA-Vorschrift. Open Banking beschreibt den Austausch von Finanzinformationen auf Zustimmung des Kunden mit modernsten REST APIs. Der Umfang der möglichen Produkte ist viel größer als bei PSD2, da sie nicht nur von Zahlungskontodaten oder der Zahlungsabwicklung abhängen. Viele Trendprodukte wie Crowd Funding, Event-Driven Insurance, Financial Data Economy oder Vergleichsdienstleistungen sind durch die Open-Banking-Bewegung geprägt. In der Praxis hängen viele Produkte von regulatorischen APIs ab, aber auch von Daten aus anderen Quellen. Wir werden dies im nächsten Abschnitt mit einem Multibanking-Projekt namens "Ex-Custody 2.0" demon­strieren, bei dem Synpulse das Implementierungsprojekt mit einem seiner Kunden leitet.

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Fig. 1: Open Banking API movement and its providers – CMA/PSD2 is only a small part of it

Multibanking – Die Ex-Custody-2.0-Kundenansicht

Basierend auf einer Projekterfahrung von Synpulse zeigen wir, wie die Vermögensübersicht des Kunden aussehen kann, wenn seine Bank einerseits Kontoinformationen aus regulierten Open Banking APIs und andererseits auch andere Daten­quellen sammeln kann. Diese anderen Quellen spielen für Privatbanken eine wichtige Rolle, da die Daten für ihre verwalteten Vermögen typischerweise nicht durch die CMA- Open-Banking- oder PSD2(API)-Regulierung abgedeckt sind. Technologien wie die automatisierte Verarbeitung von Kunden­auszügen oder das erweiterte Screen-Scraping ermöglichen es jedoch, mit Zustimmung des Kunden auch Anlage- oder Kreditdaten zu sammeln und zu aggregieren. Somit kann das gesamte Vermögen des Kunden an einer Stelle abgebildet werden. Welchen besseren Ort kann es aus Sicht der Bank geben als das eigene Online-Portal? Begriffe wie Multibanking, Kontoaggregation und ganzheitliche Vermögensverwaltung wurden vom Markt geprägt. Wir wollen den bestehenden Begriffen einen weiteren Begriff hinzufügen:

«ex-custody 2.0». Ex-Custody ist ein bekannter Begriff in der Branche. Es bezieht sich auf Positionen eines Buchhaltungsbereichs, die nicht von der Bank selbst gebündelt werden, sondern bei denen die Bank administrative Verwahrungs- und Meldeaufgaben für die Hausbank übernimmt. Die Ex-Depot 2.0 für Multibanking ist der nächste Schritt, bei dem die Hausbank die Kundenbank nicht für irgendwelche Dienstleistungen entschädigen muss. Im Falle von Screen-Scraping bleibt die Hausbank in der Regel unerkannt.

Im Gegensatz zu anderen Multibanking- oder Kontoaggrega­tions­implementierungen ist unser Ex-Custody-2.0-Modell keine eigenständige Anwendung und kein Dashboard, sondern vollständig in das Kernbankensystem und das Online-Banking der Bank integriert. Die Daten werden von FinTech-Aggregatoren über APIs und Batch-Dateien bezogen. Die Positionen werden dann in einem separaten Buchhaltungs­bereich gebucht, bevor sie an das Online-Banking-System weitergeleitet werden. Auf diese Weise kann die Bank dem Kunden innovative Produkte anbieten, die auf die Integration mit einem Buchungs- und einem Online-System angewiesen sind. Die Vermögensbetrachtung des Kunden und die innovativen Produkte und Dienstleistungen, die in Ex-Custody 2.0 angeboten werden können, sind in Abbildung 2 dargestellt.

Zu den neuen Produkten gehören:

  • Multibanking, also der Service zur Verwaltung des gesamten eigenen Vermögens auf einem Portal
  • Automatisierte Vermögungsberatung basierend auf allen verbundenen Positionen auf der Plattform
  • Dynamische Lombardkredite auf Basis von Bank- und externen Investitionen
  • Cross-Selling durch direkte Einsparvorschläge
  • Risikoprofilerstellung und Portfolioüberwachung über Institutionen und Grenzen hinweg
  • Ausgewogenheit im gesamten Familienvermögen oder bei verwalteten Trusts und Unternehmen
  • What-if- und Szenario-Simulation durch große Datenmodule auf der Plattform.
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Abb. 2: Multibanking für Privatkunden – vollständiger Vermögensüberblick und Umfang der Interaktionsmöglichkeiten

Fazit

Als Speerspitze der aufstrebenden Kräfte im Finanzsektor und einer Bewegung, die über die Regulierung wie PSD2 hinausgeht, wird Open Banking das Geschäftsmodell der Privatbanken verändern. Es ist eine große Chance, aber auch eine große Bedrohung für das bestehende Geschäft. Die Möglichkeiten bestehen hauptsächlich aus neuen Skalierungsmöglichkeiten für die eigenen Produkte, neuen Integrationsmöglichkeiten für Drittprodukte und der Erstellung neuer Produkttypen unter Verwendung der verfügbaren Daten aus dem Open Banking. Die größte Bedrohung ist der Verlust der Direktbankkundenbeziehung. Es gibt jedoch keinen Mix aus den vier Strategien, der zum Geschäftsmodell jeder Bank passt. Für eine Privatbank ist es unerlässlich, eine Position nach den vier hier diskutierten Strategien zu definieren und dies individuell und bewusst zu tun.

Kontakt

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Simon Alioth

Category | 01.12.2019

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